Aufgabe 9
Aufgabe 9: "Brief von Großmutter"
Brief:
02.02.1944, Berlin
Lieber Bruno,
es war sehr lieb von dir mir einen Brief zu schreiben. Als ich ihn bekam konnte ich es fast nicht glauben und eine Welle von Glücksgefühlen durchströmte mich. Ich freue mich sehr, dass du mich nicht vergessen hast, weil ich dich auch nie vergessen könnte. Du und deine Schwester seid meinen einzigen Ekelkinder und ihr seid auf ewig in meinen Herzen.
Du weißt, dass wir uns in den letzten Wochen nicht sehr oft getroffen hatten oder ich zu euch kam, wie ich es immer tat und ich entschuldige mich dafür. Ich vermisse dich auch sehr und sehne mich dich in meinen Armen zu halten und ich hasse mich dafür, dass ich mich nicht von dir verabschieden konnte, aber wenn du ein bisschen älter wirst, wirst du es hoffentlich verstehen, warum ich so wütend auf deinen Vater bin.
Du erinnerst dich doch an letzten Weinachten. Da hatte ich mit deinem Großvater und Vater einen Streit und Tage zuvor kam der Mann mit den komischen Haaren und dem kleinen Bart zu dir nach Hause und sprach mit deinem Vater. Du fragst dich bestimmt was der böse Mann von ihm wollte; er war dort, um dein Vater in seiner "Arbeit" höher zu positionieren, so gesagt eine besser Stelle anzubieten, an einem grausamen Ort, ein Ort namens Auschwitz.
Du hast bestimmt Fragen, viele Fragen über die Menschen die hinter dem Zaun leben und was sie dort machen. Das sind Menschen, wie du und ich, auch wenn sie nicht wie solche behandelt werden. Die meisten sind dort Juden oder Kranke. Auch Homosexuelle und Behinderte finden dort ihren Platz. Aber natürlich auch politische Feinde des bösen Mannes, so wie mich, werden dort hineingesteckt.
Sie müssen dort arbeiten. Arbeit, die so brutal und unmenschlich ist, dass du sie dir nicht vorstellen kannst.
Sie müssen Arbeiten oder sie werden getötet.
Stell dir vor, du hast eine Packung Gummibärchen. Du magst nur die mit einem Apfelgeschmack. Die Restlichen, die du nicht magst und dir nicht passen, schmeißt du im Müll.
Und dein Vater ist der Chef, der diese Tötung durchführt.
Ich weiß, dass du den größten Teil meines Briefes nicht verstehst und ich will auch nicht, dass du es jetzt verstehst.
Verstecke diesen Brief , damit es niemand finden kann. Niemand. Nicht einmal dein Vater. Es ist sehr wichtig, dass du es an einem, nur dir bekannten, geheimen Ort versteckst und bewahre ihn auf. An deinem 15. Geburtstag will ich, dass du diesen Brief hervorkramst und ihn noch einmal behutsam ließt. Dann wirst du es verstehen und dann kannst du deine Meinung selbst bilden. Meine wirst du auch herauslesen können. Ich hoffe, dass mich nicht wegen ihr hassen wirst.
Bruno, wenn du das nächste Mal nach Berlin kommst, kann es sein, dass ich nicht mehr da bin. Vielleicht kommst du ja, weil ich nicht mehr da bin.
Sei ein braver Junge und mach deine Eltern nicht traurig.
Ich wünsche dir all das Beste in deinem Leben.
Auf Wiedersehen, mein Schatz und möge Gott dich und deine Schwester schützen.
Liebe Grüße,
deine, dich für immer liebende, Großmutter.
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